Freitag, 8. Februar 2013

Streugut – oder vielleicht bin ich ja ein bisschen seltsam




Manchmal frage ich mich schon ob ich nicht doch etwas komisch veranlagt bin. Ich war schon als Kind so. Ich habe mir über die seltsamsten Gedanken gemacht, über die sonst, so schien es, und scheint mir noch immer, niemand nachgedacht hat.
Weil alle das sehr komisch fanden und weil auch die Wohlmeinendsten nur mit dem Kopf geschüttelt haben über die seltsamen Ideen und Fragen diese Kindes auf die auch sie keine Antwort wussten und sie auch für völlig überflüssig hielten.

Also heute hatte ich es wieder, so eine Anwandlung.
Da liegt es nach dem weggetauten Schnee nun teilweise zentimeterdick auf den Gehwegen, das Streugut, der Splitt, diese kleinen Steinchen halt, die man immer mit in die Wohnung trägt. Ich laufe so über sie und stelle fest, dass sie langsam von den vielen Menschen zu Staub zermalen werden, wenn sie nicht vorher in der Kanalisation landen.
Und dann sehe ich die Steinbrüche vor mir, die ich in meinem Leben schon gesehen habe, live und auch im Fernsehen. Steinbrüche in denen z. T. nach seltenen oder anderweitig wichtigen Gesteinarten gegraben wird. Steinbrüche die Berge abtragen und Steinbrüche die Tiefe Löcher hinterlassen. Die Grundfesten der Erde. Wir nagen sie an, jeden Tag. Und wir tun das auch, nur um Schotter für den Straßenbau zu gewinnen.
All diese kleinen Steinchen lagen ja nicht von Beginn an in einer Kiste, damit wie sie als Streugut nutzen. Sie waren einmal mächtige Felsen, vielleicht ein schöner Berg oder Hügel, vielleicht eine Gesteinschicht die unser Grundwasser schützend bedeckt hat, oder sogar geführt hat, wer weiß. Ich weiß nicht ob sie Nebenprodukt der andern Abbaubemühungen sind, oder ob sie sogar extra nur für diesen Zweck aus der Erde geholt werden.
Ich sehe nur, dass sie jetzt hier liegen, als hätten sie keinen Wert. Keiner beachtet sie, bestenfalls ärgert man sich über sie.
Dabei sind sie noch gut genug um ihren Dienst als Rutschhämmer noch mehrere Male zu tun.
Die kleinen Verunreinigungen sind so unerheblich, dass sie sicher kein Problem darstellen.
Das Problem sind wir. Wir messen ihnen keinen Wert zu. Ob wir sie selbst gestreut haben oder die Stadt oder die Hausverwaltung, jetzt liegen Sie und jede Arbeit die man sich mit Ihnen macht ist zu viel im Vergleich zu dem was uns beim nächsten Schnee (hoffnungsfroh erst im nächsten Winter) der neue Sack kosten wird.
Wie groß das Loch wohl ist, das im Boden entsteht, wenn man ausrechnen würde alles Streugut das in einem Winter in Deutschland verbracht wird käme nur aus einem Steinbruch.
Wie auch immer. Diese Steinchen machen mich mal wieder nachdenklich wie wir mit der Welt umgehen uns sie betrachten. Es juckt mir in den Fingern (wie damals als Kind) etwas zu tun. Sie zusammen zu fegen und zu sammeln. Aber dann kommt die Stimme der Erwachsenen, die inzwischen in mir selber drin ist und sagt. Schön und gut, abgesehen davon dass du dich damit total lächerlich machst und du auch so schon kaum Zeit hast dein Pensum zu schaffen… kannst du mir mal verraten worin du sie sammeln und wo du sie lagern willst? Und wie weit soll das gehen? Die ganze Stadt etwas? Und was sollen bitte 10 Meter schon bringen? Sein ein gutes Mädchen und geh weiter…
Wie damals, höre ich auf die Stimme der Erwachsenen
-  was soll ich sonst auch tun---- oder?-----
Und wie damals bin bleibe ich ein wenig bedrückt und traurig.
Ich mag es nicht, wenn ich ein Problem sehe und sehe, dass man im Prinzip was nützliches tun könnte, und es dann doch irgendwie nicht geht.

Es wäre so verdammt toll, wenn ich all diese seltsamen Gedanken ja vielleicht doch nicht allein hätte. Zusammen lässt sich oft etwas machen und ein Weg finden, wo man allein nicht weiter kommt.